Nachrichten aus der Arbeit des Magdalenenstiftes Altenburg

Erklärung zum Artikel in der OVZ vom 30.08.2023

Zum Artikel „Altenburger Spenden für weißrussische Kinder werden zurückgehalten“ in der Osterländer Volkszeitung vom 30. August 2023 möchte Dirk Keiner in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Ev.-Luth. Magdalenenstift in einer detaillierten Erklärung einige Tatsachen erklären und in der Gesamtschau korrigieren:

Ev.-Luth. Magdalenenstift Altenburg
Vorstand

Erklärung

Zum Artikel „Altenburger Spenden für weißrussische Kinder werden zurückgehalten“ in der Osterländer Volkszeitung vom 30. August 2023 möchte ich in meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Ev.-Luth. Magdalenenstift einige Tatsachen erklären und in der Gesamtschau korrigieren:

Die Stiftung Ev.-Luth. Magdalenenstift übernahm im Jahr 2007 die Trägerschaft der regionalen Belarus-Hilfe, nachdem sich der bisherige Träger zurückgezogen hatte. Gemeinsam mit der ehrenamtlichen Gruppe um Frau Gabi Kirmse hat die Stiftung seitdem 13 Jahre lang einmal jährlich Ferien für kranke und sozial bedürftige Kinder aus Belarus im Altenburger Land organisiert und auch Hilfe vor Ort in der Partnerschule in Petrischki ermöglicht. Neben dem großen Engagement der Ehrenamtlichen hatten ebenso viele langjährige Spender und Sponsoren einen besonderen Anteil daran, dass für die Kinder immer wieder schöne Ferienzeiten gestaltet werden konnten. Es war und ist für alle Beteiligten eine Herzensangelegenheit.

Im Laufe der Jahre wurde die Zusammenarbeit mit den Partnern in Belarus aufgrund der sich zuspitzenden politischen und wirtschaftlichen Lage vor Ort zunehmend komplizierter. 2019 gestaltete sich die Ferienaktion dann von den notwendigen Absprachen mit der Partnerorganisation in Belarus bis hin zur Durchführung in Altenburg sehr schwierig. Im Vergleich zu früheren Jahren war es für das Magdalenenstift nicht mehr ausreichend sichergestellt, dass die Hilfe unter diesen Bedingungen auch zukünftig zielgerichtet für kranke und aus sozial benachteiligten Verhältnissen stammende Kinder geleistet werden kann. Aus diesem Grund erfolgte Anfang September 2019 der Rückzug des Magdalenenstiftes als Träger der Hilfsaktion. In einem gemeinsamen Treffen wurde dies der Ehrenamtsgruppe persönlich mitgeteilt und sorgfältig begründet. Neue Spenden wurden nicht mehr angenommen. Die ehrenamtliche Initiative um Gabi Kirmse entschied anschließend, die Hilfsaktion unverändert unter neuer Trägerschaft fortzusetzen. Das Magdalenenstift respektierte dies und erklärte sich bereit, die noch nicht verwendeten Geldspenden weiter zu verwalten, bis die Initiative einen neuen Träger zur Fortführung der Hilfe gefunden hat. Daraus folgt, dass das Magdalenenstift bis zu diesem Zeitpunkt auch unverändert der Rechtsträger der regionalen Belarus-Hilfe mit allen damit verbundenen Pflichten bleibt.

Dann kam die Corona-Pandemie und veränderte alle gemeinsamen Planungen. Die Übergabe an einen neuen Träger war erstmal nicht umsetzbar. Die Ferienaktion konnte aufgrund der Pandemie weder geplant noch durchgeführt werden. Dazu kam seit Herbst 2020 eine sich verschärfende politische und soziale Krise in Belarus. Diese erschwerte die Suche nach Alternativen und die Kommunikation mit Belarus nochmals stark. Es folgte dann eine klare und transparente gemeinsame Absprache zwischen allen Beteiligten. Die ehrenamtliche Initiative wünschte nach Rücksprache mit den Partnern in Belarus, dass die vorhandenen Spendengelder weiterhin durch das Magdalenenstift verwaltet werden, bis die Initiativgruppe unter neuer Trägerschaft die Hilfsaktion wieder durchführen kann.

Der schreckliche Krieg in der Ukraine, mit Belarus als dem wichtigsten Verbündeten Russlands, hat die Situation seit 2022 leider nochmals verschärft und Belarus weiter isoliert. Effiziente Hilfe vor Ort ist aufgrund von innerer Repression, Korruption und ausländischen Sanktionen aktuell nur schwer möglich. An Ferienaktionen in Deutschland ist gar nicht zu denken. Es ist menschlich gut zu verstehen, dass einzelne Mitglieder der ehrenamtlichen Initiative gerne mehr und schneller helfen möchten. Die im Artikel der OVZ vom 30.08.2023 erwähnte Forderung nach einem Transfer aller vorhandenen Gelder nach Belarus ist aber weder praktisch noch rechtlich möglich. Gabi Kirmse oder andere Ehrenamtliche haben dies auch nie gegenüber dem Magdalenenstift gefordert oder vorgeschlagen. In diesem Fall wäre sehr klar und transparent erläutert worden, warum dies nicht möglich ist.

Die Stiftung Ev.-Luth. Magdalenenstift erfüllt als gemeinnütziger Träger sorgfältig und verantwortungsvoll die rechtlichen Bestimmungen in allen ihren Einrichtungen und Hilfsprojekten. Im Magdalenenstift gibt es mit den Vorstandsmitgliedern, den Bereichsleitungen, der Finanzbuchhaltung und dem Stiftungsrat als Aufsichtsgremium zugleich viele Personen, die dies gemeinsam sicherstellen. Spenden sind zweckentsprechend einzusetzen, was zu dokumentieren und nachzuweisen ist. Dies wird von Wirtschaftsprüfern jährlich geprüft und testiert sowie gegenüber den Finanzbehörden erklärt. Spenderinnen und Spender erhielten Spendenbescheinigungen, die sie ihrem Finanzamt zwecks Steuerabzug vorlegen können. Als ausstellende Institution ist das Magdalenenstift hier in einer justiziablen Verantwortung, der Vorstand der Stiftung haftet persönlich. Ich will und muss dieser Verantwortung gerecht werden.

Spendengelder können nicht einfach in ein mit umfassenden Sanktionen belegtes Land für unklare Maßnahmen an Privatpersonen oder staatliche Institutionen transferiert werden. Die zweckentsprechende und vollständige Ausgabe der Mittel im Sinne der Hilfsaktion muss sichergestellt und nachprüfbar sein. Die Hilfe kann daher zurzeit leider nur sehr eingeschränkt für kleine nachprüfbare Projekte in der Partnerschule Petrischki auf Vertrauensbasis mit langjährigen Partnern erfolgen. Genau dies versucht das Magdalenenstift trotz aller Widrigkeiten in enger Absprache mit den Betroffenen zu ermöglichen. Dabei bedarf es auch Vertraulichkeit in der Zusammenarbeit, um niemanden vor Ort in Belarus zu gefährden.

Ich ging fest davon aus, dass dieses Vorgehen von allen Beteiligten nachvollzogen und gemeinsam getragen wird. Gabi Kirmse oder andere Ehrenamtliche äußerten dazu keine Fragen, Unzufriedenheit oder andere Ideen. Am 17. August 2023 gab es zum Treffen der ehrenamtlichen Gruppe vielmehr ein herzliches Wiedersehen und Einigkeit. Mit der Ansprechpartnerin und Dolmetscherin Frau Natallia Karpovitsch konnte ich ein ausführliches und vertrauensvolles Gespräch zur aktuellen Situation führen. Sie überbrachte herzliche Grüße und tiefe Dankbarkeit für die Unterstützung. Umso trauriger und auch ein Stück ratlos macht der Artikel der Osterländer Volkszeitung mich und die Verantwortlichen im Magdalenenstift.

Ich hoffe sehr, dass sich die Lage wieder verbessert und Hilfen vor Ort oder sogar durch Ferienaufenthalte für Kinder aus Belarus in Deutschland mit einem neuen Träger wieder möglich werden. Dafür spendeten viele Menschen und das Magdalenenstift steht gemeinsam mit der ehrenamtlichen Initiative in der Verantwortung, dass die Spendengelder transparent und zielgenau für kranke und sozial bedürftige Kinder aus Belarus verwendet werden. Für alle ist dies eine Herzensangelegenheit. Im Sinne dieses Ziels sollten Fragen und unterschiedliche Standpunkte gemeinsam offen und persönlich besprochen werden.

Altenburg, 01.09.2023

Dirk Keiner
Vorstandsvorsitzender
Stiftung Ev.-Luth. Magdalenenstift Altenburg

Evangelisch-Lutherisches Magdalenenstift Altenburg

Stiftsgraben 20
04600 Altenburg